Vermehrter Haarverlust nach einer Kopfwäsche oder saisonbedingt im Frühherbst ist nicht ungewöhnlich. Fallen jedoch plötzlich ohne erkennbaren Grund über längere Zeit viele Haare aus, bilden sich Geheimratsecken oder schimmert die Kopfhaut durch, ist ein krankhafter Haarausfall wahrscheinlich.
Haarwachstum und Haarausfall gehören untrennbar zusammen. Haarwachstum verläuft in drei unterschiedlich langen Zyklen. Weil sich die Haare unabhängig voneinander in verschiedenen Phasen befinden, fällt der natürliche Haarwechsel nicht auf. Plötzlich einsetzender Haarausfall über den ganzen Kopf verteilt, bezeichnet man als diffusen Haarausfall. Er ist die Folge von Störungen im Ablauf des Haarzyklus. Für die Diagnose untersucht der Arzt das Haarwurzelmuster und bestimmt die Blutwerte für Hämoglobin, Ferritin (Speichereisen), TSH (Schilddrüsenhormon) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit.
Häufige Ursachen für diffusen Haarausfall sind bestehende oder durchgemachte Krankheiten wie Infektionen, Schilddrüsenerkrankungen, Krebs, Eisenmangel oder Vergiftungen. Ebenso kommen hormonelle Umstellungen, etwa eine Geburt oder die Menopause, sowie psychische Faktoren wie Stress oder Traumata infrage.
Eine Reihe von Arzneimitteln kann Haarausfall provozieren. Eher selten sind Mangelzustände von Vitaminen oder Spurenelementen die Ursache. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist deshalb nur sinnvoll, wenn tatsächlich ein Mangel vorliegt.
Die androgenetische Alopezie (AGA), der anlagebedingte Haarausfall, zeigt sich bei Männern als Geheimratsecken, Tonsor oder Glatze, bei Frauen als Lichtung in der Scheitelregion. Ursache: Die Haarwurzel reagiert überempfindlich gegenüber dem männlichen Hormon Dihydrotestosteron (DHT). Es verkürzt die Wachstumsphase und schädigt die Haarwurzeln. Ab 40 Jahren betrifft die AGA jeden zweiten Mann. Bei Frauen setzt der Haarverlust meist in der Menopause ein.
Zur Behandlung gibt es zahlreiche Tinkturen und Nahrungsergänzungsmittel mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Nur folgende Arzneimittel helfen: Finasterid-Tabletten reduzieren die Bildung von DHT. Das verschreibungspflichtige Präparat ist nur für Männer zugelassen. Die Behandlung sollte möglichst frühzeitig beginnen. Wird das Medikament abgesetzt, klingt die Wirkung ab: Nach etwa einem Jahr ist der Ausgangsstatus wieder erreicht.
Bei Frauen lässt sich ein erhöhter Spiegel an männlichen Hormonen mit speziellen „Pillenpräparaten“ behandeln. Die Therapie führen am besten nur Gynäkologen und Dermatologen mit ausreichender Erfahrung durch.
Die äußerliche Anwendung von Minoxidil ist bei Männern und Frauen bei regelmäßiger Anwendung meist erfolgreich, solange die Haarwurzel noch nicht zu stark geschädigt ist. Die Präparate werden gut vertragen, gelegentlich reizen sie jedoch die Haut. Allergien sind ebenfalls möglich. Ein zu Beginn der Behandlung verstärkter Haarausfall ist normal. Nach absetzen der Therapie lässt die Wirkung wieder nach.
Die regelmäßige Anwendung einer Tinktur mit Alfatradiol soll bei Frauen und Männern das Haarwachstum wieder fördern. Der Wirkstoff, ein Hormon, wurde chemisch so verändert, dass keine Nebenwirkungen zu erwarten sind.
Neue Apothekenillustrierte 08/2016